Wenn Nachbarn die Stimme erheben: Singender Busfahrer macht für Eiche Stimmung
Nachbarschaftschor | |
Astrid Kreutzer | |
Telefon: | 01 77/6 05 41 02 |
Heiße Töne aus dem Garten
Stand: November 2019
Treffpunkt Gartenpavillon! Wenn Nachbarn die Stimme erheben, lässt dies das kleine Eiche hell erklingen!
Was sich nach dicker Luft
in dem kleinen Ortsteil von
Ahrensfelde anhört, ist aber exakt das Gegenteil. Astrid Kreutzer lädt einmal in der Woche „Nachbarn“ aus Eiche und Mehrow zu sich nach Hause ein, um gemeinsam unterm schützenden Dach ihres Carports die Stimmen zu erheben.
Der richtige Ton
Das tun sie, um ein immenses Spektrum an Liedgut a cappella, also ohne Instrumentenbegleitung, zu Gehör zu bringen. Die Bandbreite geht von lateinisch verfassten Kirchenliedern des Barock über „Gassenhauer“ aus den 1920-er und 1930-er Jahren bis zu Hits von heute.
Erstaunlicherweise schaffen die 14 Sänger dies, obwohl die
meisten nicht mal Noten lesen können.
Chorleiterin Sigrid Jurgeit, die hauptberuflich Kantorin in Hellersdorf ist, setzt zum Einüben auf modernste Technik: „Sie sendet uns die Vorlagen auf das Smartphone. Wir spielen dies dann so oft ab, bis wir glauben, die richtigen Töne
zu treffen“, verblüfft Astrid Kreutzer.
Bass im Bus
Sie ist eine der wenigen in
Eiche, die von Kindheit an
hier aufgewachsen ist. Als
gelernte Köchin verwöhnte sie unter anderem die anspruchsvollen Gaumen im Landwirtschaftsministerium. Zuhause in Eiche profitieren davon
Ehemann Jörg Kreutzer und Tochter Johanna Kreutzer. Sie ist gerade 18 geworden und
feierte ihren Start ins Erwachsenenleben zusammen mit Mamas rundem 50. Geburtstag. Zudem ist sie das
einzige Familienmitglied, das nicht mit im Chor singt. Dafür spielt sie Klavier!
Jörg Kreutzer, hauptberuflicher BVG-Busfahrer, verstärkt hingegen mit seinem Bass gerne den Chor. „Manchmal vergesse ich mich im Bus, wenn ich denke, es sind kaum Fahrgäste da. Die wundern sich dann immer sehr“, schmunzelt der Ex-Berliner, den es „der Liebe wegen zur besten Frau der Welt“ von der Hauptstadt ins kleine Eiche verschlagen hat. Er ist nun
einer von vier Männern in dem Chor, dessen Altersspanne sich zwischen 50 und 65 Jahren bewegt. „Wir können als einer von wenigen Chören alle Stimmlagen abdecken“, strahlt Astrid Kreutzer.
Talent-Festival
Die überaus agile und musikalische Liebhaberin von großen Geländewagen und bulligen Pick-Ups kann aber noch viel mehr, als mit ihrem ungewöhnlichen Chor ein breites Publikum aus oft Senioren oder Kita-Kindern aber ebenso bei Dorffesten und den Weihnachtsmärkten zu überzeugen. Sie organisiert im kleinen Eiche ein jährliches Festival in der historischen Feldsteinkirche, das sie sehr bescheiden und damit leicht irreführend als „Hausmusik-Nachmittag“ bezeichnet. Dabei handelt es sich eher um eine Talentschau der örtlichen Künstler. „Wir rufen jedes Mal in der Gesamtgemeinde zum Mitmachen auf. Gefragt sind Einzelkünstler ebenso wie Gruppen. Dabei geht es nicht um die totale
Perfektion. Wir wollen uns einfach einmal im Jahr zu
Kultur und Erlebnis treffen. Anfangs hatten wir gerade mal zwei Dutzend Besucher. Mitterweile ist die Kirche immer
brechend voll. Leider haben wir nur 80 Plätze. Ich überlege schon, ob wir die Veranstaltung ins Gemeindehaus verlegen müssen. Aber, ob da
unsere Pfarrerin Martina
Sieder nicht traurig wäre, die immer so angeregt durchs
Programm führt?“, sinniert Astrid Kreutzer, die singende Köchin und erfolgreiche Festival-Managerin.
„Der Eintritt ist weiterhin frei, aber wir haben jetzt eingeführt, dass man sich dazu
anmelden muss“, gibt sie
weiteren Einblick.
Es gilt also, schnell zu sein, um beim nächsten Hausmusik-Nachmittag im Februar 2020 dabei zu sein!